Steuerung des Liquiditäts- und Funding-Risikos

Liquiditätsrisiko entsteht aus dem potenziellen Unvermögen des Deutsche Bank Konzerns, Zahlungsverpflichtungen bei Fälligkeit oder zu unverhältnismäßig hohen Kosten zu erfüllen. Die Risikoklassifizierungs-Systematik des Konzerns unterscheidet zwei Arten des Liquiditätsrisikos: Kurzfristiges Liquiditätsrisiko and strukturelles Refinanzierungsrisiko, welche beide in einem Rahmenwerk zur Steuerung des Liquiditätsrisikos eingebunden sind. Dessen Ziel ist es sicherzustellen, dass der Konzern alle notwendigen Prozesse und Kontrollen etabliert hat, um seine Zahlungsverpflichtungen zu jedem Zeitpunkt (inklusive Intraday) nachzukommen und seine Liquiditäts- und Refinanzierungsrisiken, im Rahmen des vom Vorstand beschlossenen Risikoappetits bei Umsetzung der Unternehmensstrategie, zu steuern. Das Rahmenwerk betrachtet relevante und signifikante Einflussfaktoren des Liquiditätsrisikos unabhängig davon, ob sie bilanziell oder außerbilanziell auftreten.

Zeige Inhalt von Rahmenwerk für das Liquiditätsrisikomanagement

Im Rahmen des aufsichtsrechtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses der Europäischen Zentralbank („Supervisory Review and Evaluation Process“) hat der Konzern einen Prozess zur internen Einschätzung der Angemessenheit der Liquiditätsausstattung („Internal Liquidity Adequacy Assessment Process“ - ILAAP) implementiert, der mindestens jährlich durchgeführt, dokumentiert und überprüft sowie vom Vorstand genehmigt wird. Der ILAAP enthält eine umfassende Dokumentation und Bewertung des Liquiditätsrisikorahmenwerks der Bank. Er beinhaltet die Identifikation der maßgeblichen Liquiditäts-und Fundingrisiken des Konzerns. Dabei beschreibt er wie diese Risiken überwacht und gemessen werden sowie die Techniken und Hilfsmittel, die bei der Steuerung und Begrenzung dieser Risiken angewendet werden.

Der Vorstand legt die Liquiditäts- und Refinanzierungsstrategie für den Deutsche Bank Konzern sowie den Risikoappetit, basierend auf Empfehlungen des Group Risk Committee, fest. Der Vorstand überprüft und genehmigt mindestens einmal jährlich den konzernweiten Risikoappetit. Dieser wird auf Konzernebene bei der Überwachung und Steuerung des Liquiditätsrisikos sowie im Rahmen des langfristigen Refinanzierungs- und Emissionsplan des Deutsche Bank Konzerns, verwendet.

Treasury steuert die Liquidität und Refinanzierung der Bank. Liquidity Risk Management (LRM) fungiert hierbei als unabhängige Kontrollfunktion. LRM verantwortet die Definition des Liquiditätsrisikorahmenwerkes, r die unabhängige Risikoüberwachung, Hinterfragung und Validierung der Aktivitäten sowie die Vorgabe des Risikoappetits.

Die Deutsche Bank hat ein spezifisches, von LRM definiertes Rahmenwerk für Stresstests und zum Risikoappetit implementiert das sicherstellt, dass die Liquiditätsposition des Konzerns innerhalb des Konzerns und über Währungen hinweg ausgeglichen ist.

Treasury steuert die Liquidität und Refinanzierung unter Berücksichtigung des Risikoappetits mittels einer Reihe von relevanten Kennziffern und hat Hilfsmittel wie Geschäftsbereich-bezogene Limite definiert. Diese brechen bestimmte Aspekte des Risikoappetits auf Geschäftsbereichsniveau herunter, um die Einhaltung des Risikoappetits sicherzustellen. Dabei arbeitet Treasury eng mit und unter Vollmacht vom Liquidity Risk Management und den Geschäftsbereichen zusammen, um die zugrundeliegenden Liquiditätsmerkmale der Geschäftsbereichsportfolien zu identifizieren, zu analysieren und zu überwachen. Diese Parteien stehen im Hinblick auf Veränderungen in der Liquiditätsposition des Konzerns, die aus Geschäftsaktivitäten oder Marktveränderungen resultieren, in regelmäßigem Austausch.

Der Vorstand wird über die Entwicklung der wesentlichen Liquiditätskennzahlen des Konzerns, inklusive der Risikoappetite und interner wie auch Marktindikatoren, im Rahmen eines wöchentlichen Liquidity Dashboards informiert. Finance - Liquidity & Treasury Reporting & Analysis (LTRA) und Finance - Global Reporting tragen zusammen die Gesamtverantwortung für die genaue und rechtzeitige Erstellung der externen aufsichtsrechtlichen Liquiditätsmeldungen (Säule 1) als auch des internen Liquiditätsreportings (Säule 2) innerhalb des Konzerns. Darüber hinaus ist Liquidity & Treasury Reporting & Analysis für die Weiterentwicklung der Management Informationssysteme und damit verbundener Analysen verantwortlich, die das Liquiditätsrisikorahmenwerk und seine Anwendung durch Treasury und Liquidity Risk Management unterstützen.

Treasury, LRM and LTRA unterhalten eine Reihe von Regelwerken, in denen die übergeordneten Prinzipien für eine robuste und nachhaltige Steuerung der Liquidität der Bank dokumentiert sind. Diese Dokumente beschreiben die Herangehensweise und die Prozesse für die Liquiditätsrisikosteuerung. Sie werden jährlich überprüft.

Als Teil des jährlichen strategischen Planungsprozesses prognostiziert Treasury die Entwicklung der wesentlichen Liquiditäts- und Refinanzierungs-Kennzahlen inklusive des USD Währungsrisikos basierend auf den erwarteten Geschäftsentwicklungen, um sicherzustellen, dass der strategische Unternehmensplan im Einklang mit dem definierten Risikoappetit des Konzerns umgesetzt werden kann.

Der Konzern verfügt über ein breites Spektrum an Refinanzierungsquellen, inklusive Einlagen, unbesicherten Großhandelsrefinanzierungen (Wholesale), Kapitalmarktemissionen und besicherte Finanzierungen. Das Group Asset and Liability Committee ist das maßgebliche Entscheidungsgremium des Konzernes. Es ist vom Vorstand mit der Optimierung der Mittelherkunft- und -verwendung auf Ebene der Konzernbilanz sowie der finanziellen Ressourcen in Übereinstimmung mit dem vom Vorstand definierten Risikoappetit sowie der Konzernstrategie beauftragt. Das Group Asset and Liability Committee hat die übergreifende Verantwortung zur Definition, Genehmigung und Optimierung der Konzern-Refinanzierungsstrategie.

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Die Steuerung des globalen Liquiditätsstresstest-Prozesses erfolgt durch Treasury, in Bezug auf einen entsprechenden Risikoappetit. Treasury ist für die Definition der Gesamtmethodik, die Wahl der Liquiditätsrisikotreiber und die Festlegung der angemessenen Annahmen (Parameter) verantwortlich, um aus Eingabedaten zu Stresstest-Ergebnissen zu gelangen. Liquidity Risk Management verantwortet die Definition der Stressszenarien. Unter Berücksichtigung der Grundsätze und Richtlinien von Model Risk Management führen Liquidity Risk Management und Model Risk Management die unabhängige Validierung der Liquiditätsrisikomodelle und der modelunabhängigen Ansätze (Non-Model Estimates) durch. Finance - Liquidity und Treasury Reporting & Analysis und Finance – Global Reporting sind sowohl für die Einführung dieser Modelle bzw. Methoden als auch für die Berechnung der Stresstests in Übereinstimmung mit Treasury, Liquidity Risk Management, Group Strategic Analytics und IT verantwortlich.

Mit Stresstests und Szenarioanalysen werden die potenziellen Auswirkungen von plötzlich auftretenden und schwerwiegenden Stressereignissen auf die Liquiditätsposition des Konzerns beschrieben und bewertet. Die Deutsche Bank hat vier Szenarien gewählt, um die Netto-Liquiditätsposition des Konzerns unter Stress (stressed Net Liquidity Position) zu berechnen. Diese Szenarien sind so angelegt, dass sie die potenziellen Auswirkungen simulieren, die der Konzern durchleben könnte. Das schwerwiegendste Szenario modelliert die möglichen Folgen eines kombinierten marktweiten und idiosynkratrischen Stressereignisses, einschließlich der Herabstufung des Kreditratings der Deutschen Bank. Unter jedem dieser Szenarien werden die Auswirkungen eines Liquiditätsstressereignisses über verschiedene Zeithorizonte und über mehrere Liquiditätsrisikotreiber hinweg betrachtet, wobei Auswirkungen auf alle Geschäfts- und Produktbereiche sowie auf alle Portfolios und die Bilanz mitberücksichtigt werden. Die Ergebnisse der Szenarioanalyse dienen als ein Eingabeparameter zum konzernweiten Stresstest, in dem die Auswirkungen verschiedener Szenarien über alle Risikoarten hinweg simuliert werden.

Darüber hinaus werden potenzielle Refinanzierungsbedürfnisse aus Eventualrisiken, die im Stressfall vorkommen können, wie Ziehungen aus Kreditlinien, erhöhter Sicherheitsanforderungen aus Derivateverträgen und Abflüsse von Einlagen mit einem vertraglichen Rating-Trigger analysiert. Dem stehen Maßnahmen gegenüber, die zur Kompensation dieser Abflüsse ohne materielle Auswirkungen auf das Geschäftsmodell der Bank ergriffen werden könnten. Diese Gegenmaßnahmen beinhalten die Nutzung der Liquiditätsreserve des Konzerns und die Liquiditätsgenerierung mittels weiterer nicht verpfändeter, marktfähiger Aktiva ohne Beeinträchtigung für das Geschäftsmodell des Konzerns.

Stresstests werden auf Konzernebene sowie für einzelne, liquiditätsrelevante Einheiten durchgeführt. Die Stressanalyse umfasst eine achtwöchige Stress-Periode. Der konsolidierte Währungs-Stresstest wird durch weitere Stresstests für definierte materielle Währungen ergänzt. Auf globaler Ebene wird, wie auch im Rahmen des amerikanischen Stresstests bei der Stressberechnung ein zwölfmonatiger Beobachtungszeitraum abgedeckt. Zusätzlich werden Stresstestergebnisse über einen zwölfmonatigen Zeitraum mit spezifischen Risikolimiten überwacht, falls dies von den lokalen Aufsichtsbehörden gefordert wird. Darüber hinaus können Ad-hoc-Analysen durchgeführt werden, um potenzielle Auswirkungen aus nachteiligen Ereignissen zu berücksichtigen, wie z.B. bei klimatischen / ESG-bezogenen Ereignissen, die den Konzern beeinflussen könnten. Die verwendeten Stresstestannahmen beziehen sich auf alle relevanten Liquiditätsrisikotreiber aus bilanziellen und außerbilanziellen Produkten. Die Stress-Szenarien sowie die getroffenen Annahmen werden regelmäßig überprüft und aktualisiert, sobald Verbesserungen in den zugrunde liegenden Methodiken implementiert werden.

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Das Rahmenwerk für Refinanzierungsrisiken der Deutschen Bank deckt strukturelle Refinanzierungsrisiken ab und ist in das bestehende Rahmenwerk für das Liquiditätsrisikomanagement integriert.

Im Einklang mit regulatorischen Vorgaben hat die Deutsche Bank verschiedene interne Indikatoren entwickelt, um ihre Refinanzierungsrisiken zu messen. Diese werden zusätzlich zu den Pillar 1 Anforderungen für das Risikomanagement und die Steuerung verwendet. Das Instrument der Deutschen Bank zur Überwachung und Steuerung des Refinanzierungsprofils des Konzerns für den Zeithorizont von über einem Jahr ist die Funding Matrix. Zur Erstellung der Funding Matrix werden alle für das Refinanzierungsprofil relevanten Aktiva und Passiva entsprechend ihrer vertraglichen oder modellierten Fälligkeiten in Laufzeitbändern eingeordnet. Dadurch werden erwartete Überschüsse oder Unterdeckungen langfristigen Verbindlichkeiten (Passiva) gegenüber Vermögenswerten (Aktiva) in jedem Laufzeitenband ersichtlich, was die Steuerung von potenziellen zukünftigen Liquiditätsrisiken erleichtert.

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Die Diversifizierung unseres Refinanzierungsprofils nach Anlegerkategorien, Regionen und Produkten ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Rahmenwerks für das Liquiditätsrisikomanagement. Unsere stabilsten Refinanzierungsmittel stammen aus unseren Kapitalmarktemissionen und dem Eigenkapital der Bank, sowie aus Einlagen von Privat- und Unternehmensbankkunden. Weitere Kundeneinlagen, unbesicherte Wholesale-Verbindlichkeiten sowie besicherte Refinanzierungen und Shortpositionen stellen weitere Finanzierungsquellen dar. Wholesale-Verbindlichkeiten umfassen institutionelle Produkte wie Certificate of Deposits, Commercial Papers sowie Money Market Einlagen, die vorrangig durch Group Treasury aufgenommen werden. Aufgrund der Kurzfristigkeit dieser Verbindlichkeiten werden diese vorwiegend zur Refinanzierung von liquiden Handelsbeständen genutzt.

Darüber hinaus besitzen wir eine Pfandbrieflizenz zur Emission von Hypothekenpfandbriefen, durch die wir eine zusätzliche Diversifizierung unserer Refinanzierungsmittel sicherstellen. Wir führen unser Programm zur Emission von gedeckten Anleihen unter spanischem Recht (Cedulas) weiter fort und nehmen am TLTRO III-Programm teil. Darüber hinaus emittiert die Deutsche Bank grüne Anleihen und strukturierte Schuldverschreibungen sowie grüne Einlagen im Rahmen des im Juni 2020 eingeführten Rahmenwerks für nachhaltige Finanzierungen. Verschiedene Teams arbeiten an der Ausweitung des Rahmenwerks in Form einer Erweiterung des grünen Fußabdrucks auf der Aktiv- und Passivseite sowie der Einführung sozialer Finanzinstrumente.